Inhaltsverzeichnis

Rassestandard Stand 1921


Rassekennzeichen

Die verschiedenen Arten und Formen unserer Spitze unterscheiden sich fast nur durch abweichende Farbe und Größe. Als die älteste und am frühesten zur bestimmten Rasse ausgebildete Form dürfte jedenfalls der noch jetzt im Bergischen, namentlich in der Gegend von Elberfeld, Düsseldorf, Aachen, Krefeld häufig vorkommende und in bezug auf Form, Behaarung und Farbe sich gut vererbende Wolfsspitz zu bezeichnen sein.

Die schon vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts in Frankreich entstandene Benennung des Spitzes „chien loup's“ kann wohl nur infolge der in damaliger Zeit vorherrschenden wolfsgrauen Farbe des Spitzes gewählt worden sein. Daß der Spitz, wenn auch zuerst in Deutschland, und zwar vorzugsweise an den Ostseeküsten zur bestimmten Rasse ausgebildet wurde, bezeichnen unter anderem schon die alten Benennungen dieser Hunde als „canis Pommeranus„, wie auch das englische ,,Pommeranian“. das schwedische „Pommerska Spetsen“, das französische ,,Loulou de Poméranie„ und das deutsche „Pommer“.

Laut Beschluß der Generalversammlung zu Frankfurt a. M. 1906 werden alle Größen des deutschen Spitzes anerkannt. Die maßgebende Farbeneinteilung ist vorerst folgende:

1. Große Spitze: a) wolfsfarbige, b) schwarze, c) weiße und d) andersfarbige Spitze. Auf der Spezialausstellung müssen die unter a) bis d) genannten Farben maßgebend für die Klasseneinteilung sein, während auf anderen Ausstellungen obige Klasseneinteilung der Farbenschläge angestrebt werden soll.

2 Kleine Spitze (Zwergspitze) bis zu 26 cm Schulterhöhe: a) schwarze, b) braune, c) weiße u. d) andersfarbige (Zwergspitze). Besondere Klassen können auch für die einzelnen Farbenschläge bei genügenden Meldungen eingerichtet werden. Sogenannte Seidenspitze erkennt der Verein nicht an, weil ein deutscher Spitz kein lang behaartes Gesicht und auch kein langes, weiches Seidenhaar haben darf.

Die sämtlichen Spitze Deutschlands sind daher:

a) Große Spitze:
1. Wolfsspitze
2. schwarze Spitze
3. weiße Spitze
4. andersfarbige Spitze.

b) Kleine Spitze (Zwergspitze):
1. schwarze
2. braune
3. weiße
4. andersfarbige.

A. Der große Spitz

Die unterscheidenden Merkmale der großen Spitze beschränken sich Vorzugsweise die Farbe, doch ist der Wolfsspitz meist größer und kräftiger gebaut auch reichlich und derber behaart als die übrigen Spitze. Die nachstehenden Rassekennzeichen sind mit Unterscheidung der Farbe für alle vier Formen der großen Spitze gültig.

1. Allgemeines Erscheinungsbild.

Kurze gedrungene Figur von kecker Haltung und fuchsähnlichem Kopfe, spitzen , möglichst kleinen Ohren und stark gerollter, buschig behaarter Rute. Behaarung reichlich und locker, am Halse einen starken, mähnenartigen Kragen bildend. Kopf, Ohren und Pfoten kurz und dicht behaart. Wegen seiner hervorragenden Eigenschaften wie große Treue, Anhänglichkeit, Klugheit, unbestechlicher Wachsamkeit und Anspruchslosigkeit, ist gerade der deutsche Spitz der Freund des Hauses. Ein rassereiner deutscher Spitz, ob großer oder Zwergspitz, soll sich von fremden Personen nicht anfassen lassen, sondern stets argwöhnisch und mißtrauisch sein . Erwähnt sei noch, daß der deutsche Spitz erst im dritten Lebensjahre in voller Haarpracht sich befindet; in dieser Verfassung bleiben die meisten Spitze bis an 10 bis 12 Jahre.

2. Kopf.

Mittelgroß, von oben gesehen erscheint der Oberkopf hinten am breitesten und verschmälert sich keilförmig bis zur Nasenspitze; von der Seite gesehen mäßiger Stirnabsatz; die Schnauzenpartie (Fang) nicht zu lang. stets im Verhältnis zum Oberkopf' (Stirnlänge). Nasenkuppe rund, klein, etwas Ramsnase erwünscht. Die Farbe der Nase reinschwarz, bei brauen Spitzen dunkelbraun. Lippen nicht überfallend und keine Falten am Lippenwinkel bildend. Die Farbe der Lippen und Augenränder bei weißen Spitzen schwarz. Ohren klein, dicht aneinander gestellt, je näher, je besser, dreieckig zugespitzt hoch angesetzt und immer aufrecht mit steifer Spitze getragen. Augen mittelgroß, länglich geformt, etwas schräg eingesetzt und stets von dunkler Farbe.

3. Hals und Rumpf.

Hals mittellang. Rücken so kurz als möglich, völlig gerade, aber vorne höher wie hinten. Brust vorn tief, Rippenkorb gewölbt und der Bauch nach hinten mäßig aufgezogen.

4. Rute.

Mittellang, hoch angesetzt, gleich an der Wurzel aufwärts und nach vorn über den Rücken gebogen, dann seitlich nach rechts oder links gerichtet und kreisförmig gerollt fest auf dem Rücken aufliegend, oder direkt auf dem Rücken gerollt.

5. Läufe.

Mittellang, im Verhältnis zum Rumpfe stämmig und völlig gerade, die hinteren in den Sprunggelenken nur wenig gebogen.

6. Pfoten.

So klein als möglich, rundlich zugespitzt mit gewölbten Zehen, sogenannte Katzenpfoten.

7. Behaarung.

Gesicht, Ohren, Pfoten sowie Außen- und Innenseite der Vorder- und Hinterläufe kurz, dicht, am ganzen übrigen Körper reichlich und lang behaart. Das Eigentümliche des Spitzhaares besteht darin, daß es namentlich am Halse und den Schultern ringsum locker und gerade vom Körper absteht , ohne gewellt, gekräuselt oder zottig zu erscheinen. Auch auf dem Rücken scheitelt sich das Haar nicht, sondern breitet sich locker anliegend nach allen Seiten aus. Die größte Länge erreicht das Haar unter dem Halse und an der Rute. Die Hinterseite der Vorderläufe trägt eine starke ausgebildete nach unten, allmählich verlaufende Feder von den Ellenbogen bis zu den Beugungen der Vorderknie hinunter; an den Hinterläufen reicht die Feder nicht ganz bis zu den Sprunggelenken hinab, so das diese, sowie die übrigen Teile der Läufe bis zu den Sohlen kurz behaart erscheinen.

8. Farbe.

a) Der Wolfsspitz. Wolfsgrau, das ist silbergrau mit schwärzlichen Anflug der einzelnen Haarspitzen, der Schnauze und der Umgebung der Augen, an den Läufen, dem Bauche und der Rute heller gefärbt.

b) Der schwarze Spitz. Bei der Behaarung des schwarzen Spitzes muß auch das Unterhaar ebenso wie die Haut dunkel gefärbt und die Farbe auf des Oberfläche ein Blauschwarz ohne jedes weiß oder sonstige farbige Abzeichen sein.

e) Der weiße Spitz. Das Haar soll reinweiß sein, jeden gelblichen Anflug, welcher namentlich an den Ohren häufig auftritt.

d) Der andersfarbige Spitz. Unter andersfarbigen sind alle anderen Farben als die vorgenannten, auch Schecken zu verstenen. Als Schecken gelten weiße Spitze mit farbigen Platten, nicht aber einfarbige mit weißen Pfoten, Brustfleck oder Blesse.

9. Größe

Wolfsspitze Rüden und Hündinnen möglichst 45 cm, jede Größe darüber zulässig, je größer, je lieber, doch darf die Gesamterscheinung nicht unter der Größe leiden. Ein echter Wolfsspitz soll außer der Farbe auch Größe haben. Bei schwarzen, weißen und andersfarbigen Spitzen möglichst 40 cm.

Als Fehler sind bei den Spitzen zu betrachten: Zu stumpfe Schnauze, Stulpnase — sogenannter Schweinskopf — und zu flacher Oberkopf, zu große hervortretende Augen, zu lange oder nicht völlig steif gestellte, oder gar nach vorne oder seitlich überschlagende Ohren, eine nicht dicht am Körper liegende, sondern hoch getragene, seitwärts frei abstehende oder hängende Rute, wellenförmige und auf dem Rücken gescheitelte Behaarung. An den Hinterläufen sollen keine Afterklauen, sogenannte Wolfsklauen vorhanden sein. Beim Wolfsspitz sind eine auffällige, allzu dunkle oder schwarze Gesichtsmaske und schwarze Flecken auf den Vorderpfoten (Daumenmarken), wie überhaupt alle schwarzen und weißen Abzeichen fehlerhaft. Fleischfarbene Nasen, Augenlider und Lefzen und zu helle Augen sind fehlerhaft, ebenso Apfelköpfe.

B. Der kleine Spitz oder Zwergspitz.

Der kleine Spitz hat genau dieselbe Behaarung wie die großen Spitze und unterscheidet sich von diesen nur durch geringere Größe und entsprechend feinere Bauart. Ohren wie auch Pfötchen müssen sehr klein und äußerst fein behaart sein.

Farbe. Jede Farbe ist zulässig.

Größe. höchstens 26 cm, je kleiner, je besser, jedoch keine Krüppel.

Gewicht. nicht schwerer als 7 1/2 Pfund.

Als Fehler gelten: zu große, volle, runde Augen, zu lange und stark behaarte Ohren; ferner zu stumpfe Schnauzenpartie und gescheiteltes, welliges Haar. Untersagt ist bei kleinen Spitzen besonders das Ausrasieren der Pfötchen und Oehrchen.


Zur Bewertung des Spitzes (große und Zwerge) nach Punkten setzen wir folgende Skala fest

Gesamterscheinung 25
Behaarung, Beschaffenheit und Fülle 20
Kopf, einschließlich der Ohren 15
Farbe 15
Rute 15
Läufe 5
Pfoten 5

Fleischfarbene Nasen, Augenlieder und Lefzen, wie auch lederfarbige Nasen und gefleckte Augenlieder und Lefzen gelten als Fehler. Apfelköpfe, Tulpennasen, sogenannte Schweinköpfe sind Fehler.

Hieran schließen sich noch einige Bemerkungen über das Stellen der Ohren im jugendlichen Alter und das richtige Tragen der Rute. Wann stellt ein junger Spitz die Ohren? Ein gewisser Zeitpunkt kann nicht angenommen werden, das richtet sich je nach der Größe des Spitzes. Kleinere Spitze stellen sie früher als größere, manche stellen die Ohren bereits im Alter von 14 Tagen, viele aber, und zwar meistens größere Wolfsspitze erst später, im 4. ja bisweilen sogar erst im 6. Monat. Es ist daher kein Grund zur Besorgnis vorhanden, wenn bis dahin die Ohren noch „klappen„ bezw. die Ohrenspitzchen „kippen“. Man hat auch beobachtet, daß eine Reihe von Spitzen die Ohren zwar sehr früh strecken, dieselben aber nachher wieder fallen lassen, bis sie sich nach und nach wieder stellen und schließlich Stehohren werden.

Dasselbe was über das Stellen der Ohren gesagt ward, gilt auch für die Rute. Ungefähr in der dritten Lebenswoche beginnt die Rute sich zu heben, bis sie sich allmählich mehr dem Rücken nähert. Abstammung, Ernährung und Konstitution rechnen dabei differenzierend mit. Gerade bei schwächlichen, zart gebauten Tierchen, wird die Rute oft noch mit 6 Monaten und später nicht ganz normal getragen. Es gibt sich dies indessen meist mit der Zeit. Die richtige Behaarung der Rute ist vor dem Alter von 6 Monaten nicht zu erwarten.

Die Rassekennzeichen verlangen hochangesetzte und gleich an der Wurzel aufwärts gebogene Rute, fest auf dem Rücken liegend und nach rechts oder linke kreisförmig oder auf dem Rücken selbst geringelt. Die Rutenspitze bei jungen Spitzen neigt einmal nach links, einmal nach rechts, bis man nach ungefähr der zwölften Woche sehen kann, wie der junge Spitz die Rute tragen wird. Fehlerhaft sind die offen, seitwärts herabhängenden Ruten, die sich sehr leicht vererben. Zu einem guten Spitz gehört unbedingt eine gute Rute, die ganze Figur und Haltung wird durch sie ungemein gehoben.


Quellennachweis: Zuchtbuch für deutsche Spitze - Band II - Fritz Quidde, Detmold -1921
https://wiki.spitzdatenbank.de/lib/exe/fetch.php?media=rassekennzeichen-1921_1_2.jpg
https://wiki.spitzdatenbank.de/lib/exe/fetch.php?media=rassekennzeichen-1921_2_3.jpg